Bittere Aprikosenkerne sind in den säuerlich schmeckenden Wildaprikosen zu finden. Die süßen Zuchtaprikosen hingegen haben auch einen milderen Kern. Im alten China war die bittere Sorte als Heilmittel bekannt und das pakistanische Volk der Hunzukuc gilt als besonders langlebig - bittere Aprikosenkerne ergänzen hier möglicherweise die Mahlzeiten. In Europa erforschten schon im 19. Jahrhundert Chemiker die Inhaltsstoffe, wobei sie vor allem an Amygdalin interessiert waren, welches 1834 in die Arzneimittelverzeichnisse aufgenommen wurde. In der Naturheilkunde gelten bittere Aprikosenkerne mit ihrem Amygdalin als Mittel gegen Krebs, als Arzneimittel zugelassen sind sie hingegen nicht mehr.
Forschungen zur Wirksamkeit
Auch heutige Forschungen zur Wirksamkeit drehen sich vor allem um das auch als Vitamin B17 bezeichnete Amygdalin. Das Magazin 'New England Journal of Medicine' berichtet von einer Studie an Krebspatienten, bei welcher keine medizinischen Erfolge bestätigt werden konnten. Dem gegenüber steht eine Studie des 'Memorial Sloan-Kettering Cancer Center', einem Krebs-Zentrum in New York. Hier wurde eine positive Wirkung bei der Behandlung von Metastasen festgestellt - diese würden durch Amygdalin zerstört. Bis zu einem gewissen Grad konnte eine klinische Studie der Mayo-Klinik in Minnesota dies bestätigen. In der mexikanischen Contreras-Klinik ist intravenös verabreichtes Amygdalin Bestandteil der Krebstherapie.
Bittere Aprikosenkerne - das steckt drin
In dem ölhaltigen Kern sind zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren enthalten. An Vitaminen dominieren solche der B-Gruppe sowie C und E, bei den Mineralien und Spurenelementen sind es unter anderem Kalium, Kalzium, Phosphor, Eisen, Mangan und Zink. All diesen Substanzen wird eine positive Wirkung auf die Gesundheit nachgesagt. Ebenso verhält es sich mit Aminosäuren wie Leucin und Glutamin. Diesbezüglich sind sich Wissenschaftler und Vertreter der alternativen Heilmethoden einig. Unterschiedliche Auffassungen bestehen gegenüber Amygdalin. Auch die Bezeichnung Vitamin B17 ist umstritten - Amygdalin ist nicht offiziell als Vitamin anerkannt.
Eigenschaften des Amygdalin
Kritiker warnen vor der toxischen Wirkung, denn bittere Aprikosenkerne enthalten mit dem im Amygdalin vorhandenen Cyanid Blausäure. Allerdings ist Cyanid nicht in isolierter Form enthalten: Im Amygdalin sind es zwei chemisch stabil miteinander verbundene Moleküle - Benzaldehyd und Cyanid. Bittere Aprikosenkerne sind daher nicht an sich giftig wie Zyankali, bei welchem Cyanid in einer lockeren Verbindung vorliegt. Um eine giftige Wirkung zu entfalten, müsste die Verbindung im Amygdalin zunächst gelöst werden, so dass die Abbauprodukte Cyanid und Benzaldehyd freigesetzt werden. Benzaldehyd ist übrigens auch in Weißwein enthalten und gilt erst in höherer Dosis als gesundheitsschädlich, während bei Cyanid bereits kleine Mengen kritisch eingestuft sind.
Amygdalin und die Krebszellen
Verzehren Sie bittere Aprikosenkerne aus dem Handel, passiert zunächst gar nichts, sind Befürworter der Ansicht. Dies erklären sie mit dem in gesunden Zellen enthaltenen Rhodanase - einem Enzym. Dieses würde, wenn es auf freies Cyanid trifft, solches wiederum binden und somit in ungefährliches Thiocyanat umwandeln. Benzaldehyd hingegen würde in Kombination mit Sauerstoff in Benzoesäure umgewandelt. Diese gilt als schmerzlindernd, was zu dem leicht pelzigen Gefühl im Mund beim Verzehr bitterer Aprikosenkerne führe. Aus demselben Grund werden bittere Aprikosenkerne nicht nur von einigen Krebspatienten verzehrt, sondern auch von Schmerzpatienten.
Im Vergleich zu gesunden Zellen enthalten Krebszellen die hundertfache Menge des Enzyms Beta-Glucosidase. Dieses gilt als zuckerhungrig, weshalb es Amygdalin quasi auseinandernehme, um die ebenfalls enthaltene Glucose freizusetzen, so die Erläuterung der Befürworter. Dabei würden natürlich auch das im Amygdalin enthaltene Cyanid und Benzaldehyd freigesetzt, was letztendlich zum Absterben der Krebszelle führe.
Nicht nur bittere Aprikosenkerne
Befürwortende Ernährungsexperten empfehlen grundsätzlich eine ausgewogene Versorgung mit Vitalstoffen. Nur dann sei die Ergänzung durch bittere Aprikosenkerne sinnvoll. Solche sind in verschiedener Rohkost, aber auch in vielen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten, welche Sie in Pulverform erwerben können. In dem Buch 'Krebs, Stahl, Chemo und CO' von Phillip Day wird unter anderem zur Kombination mit dem Fruchtfleisch der Aprikose, Papaya und Ananas geraten.